9I. Neue Wirtschaftslehre
Gliederung und Fettdruck durch die Carl-Huter-Stiftung
Empfehlungen und Erkenntnisse
Carl Huter: Welt- und Menschenkenntnis, V. Lehrbrief, zwölfte Lektion, 1906
Fettdruck und Gliederung durch die Carl-Huter-Stiftung.
Zitat Anfang:
Ich komme nun zur neuen Wirtschaftslehre, die uns der Seitenkopf des Menschen lehrt. Siehe Tafel 81 und 93 im V. Lehrbrief.*)
*) Siehe unten, Anmerkung 2
Unmittelbar über beiden Ohren lernen wir den stärksten Anspannungstrieb kennen. Derselbe treibt zur Energie, zur Tat und zur Veränderung an.
Was sollen wir tun? Nun, ohne die Erkenntnis der drei soeben beschriebenen Hauptteile*) und ihrer Offenbarungslehre wissen wir es nicht, daher können die Menschen ohne die rechte Erkenntnis auch nie den rechten Weg finden.
*) Hinterkopf, Oberhaupt und Vorderhaupt
Alles Arbeiten und Tun wird verfehlt sein und kann selbst im Dienste einer recht unwürdigen und üblen Sache stehen.
Man spanne sich also in Zukunft an, so wie diese Offenbarungslehre es gebietet zu leben und zu wirken.
Man hat kein Recht etwas zu verändern ohne Besseres zu schaffen, ohne höhere Werte zu produzieren als vordem da waren.
Vermag man aber Besseres zu schaffen, so tue man es mit der Anspannung aller seiner Kräfte.
Unmittelbar über dieser Anspannungsenergie liegt der Selbsterhaltungstrieb.
Jeder Mensch hat das Recht für seine Lebenshaltung und die seiner Angehörigen einzutreten.
Aber er ist auch berechtigt und verpflichtet sich Mittel anzusammeln, die ihn ans Not und Lebensgefahr bringen, die ein glücklicheres Lebensgefühl und Dasein verschaffen.
Es ist eine entsetzliche Irrlehre. die unweise oder wirtschaftlich unwissende Menschen aufgebracht haben, Kapital sei Diebstahl. Nein, diese Offenbarungslehre lehrt, Kapitalansammlung ist Tugend.
Jeder Mensch soll Kapitalist werden, jeder Arbeiter sei Kapitalist.
Denn Kapital ist Ansammlung von Lebensgütern im Interesse der Lebenserhaltung, des Lebensfriedens und des Lebensglückes.
Aber der unmoralische menschenfeindliche Kapitalismus, der soll beseitigt werden. Der ausbeutende. Menschenglück hindernde, Leben, Frieden und Wohlergehen zerstörende Kapitalismus, den allein bekämpfe man.
Das gesamte Wirtschaftsleben richte sich nach dieser Lehre und es wird glücklicher werden.
Man kann auch dem Grossgrundbesitz oder der Ansammlung von Handelsgütern (Fabriken, Kaufläden), Wissens- oder Kunstgütern (Museen, Bibliotheken) unmöglich Hindernisse in den Weg legen, so lange diese Art höheren Wirtschaftslebens dem allgemeinen Wohle förderlich sind.
Es lässt sich auch die Persönlichkeit von der Sache nicht gänzlich lostrennen. Da die Liebe zur Sache stets von Personen ausgeht, so lässt sich auch niemals alles Gut eines Volkes herrenlos machen.
Das individuelle Eigentumsrecht sehr vieler, möglichst aller Menschen an gewisse Lebensgüter wird weit mehr ein gesundes Wirtschaftsleben fördern, als das Gegenteil.
Güter müssen möglichst reich und mannigfaltig verteilt sein.
Gewisse Güter können kommunale bleiben und als solche verwaltet. werden. Die überwiegende Mehrzahl müssen aber individuelle Verbindungen, das heisst Eigentümer, Herren haben.
Der Güterverkehr darf keine Hindernisse haben, weder im Staate noch im Völkerwirtschaftsleben.
Arbeite fleissig, ausdauernd und verdiene dir materiellen Wohlstand zum Kampfe gegen die Lebensnot und sammle dir selbst Kapital; dadurch wirst du frei und unabhängig- und kannst umso mehr die idealen Güter Kunst, Wissenschaft, gute Werke, Tugend und Religion pflegen.
Alles materielle Gut stelle, sobald deine Lebenserhaltung geschützt ist, in den Dienst des Idealen.
Stehst Du im Kampfe mit der Lebensnot, dann lege doch bei alledem täglich ein Weniges zur Förderung der idealen Güter zurück.
Denn das ganze Leben ist sinnlos, wenn es nicht ermöglicht, ideale Güter zu fördern.
Die Not ist nicht immer ganz zu beseitigen.
Sie ist dem Menschen oft eine nicht zu unterschätzende Triebfeder, die ihn energisch, intelligent, fleissig, nüchtern und tugendhaft macht und die alle körperlichen und geistigen Kräfte zur Anregung und Entfaltung bringt.
Nur der geistig reife Mensch ist auch zugleich reif zu Reichtum und Güterverwaltung.
An den diesbezüglichen Studientafeln in der zehnten, elften und zwölften Lektion des V. Lehrbriefes bitte ich den psycho-physiognomischen Blick zu schärfen, und sich diese daraus gewonnene neue Ethik zu eigen zu machen.
Zitat Ende.
Anmerkung
1. Weitere Erkenntnisse und Empfehlungen über die obigen Themen findet man in folgenden Broschüren:
- Carl Huter: Der Huterische Bund - ein moderner wissenschaftlicher Weltverein. Siehe Kapitel "Soziale und staatswissenschaftliche Reformen".
Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift "Hochwart". 4. Jahrgang 1903, Heft III - VI (Sammelheft).
Eine Abschrift dieses Artikels ist abrufbar unter 11D. Bibliothek & Downloads - Carl Huter: Der Gebildete auf der Höhe, 1908.
Diese Broschüre ist inhaltlich identisch mit dem obgenannten Hochwart-Heft. - Carl Huter: Die neue Ethik, 1907.
Siehe Kapitel "Die wirtschaftlichen Lebensfragen".
Diese Broschüre ist abrufbar unter 11D. Bibliothek & Downloads
2. Die im obigen Zitat genannten Abbildungen findet man nicht nur im Hauptwerk sondern auch in Carl Huter: Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis, 1910. Dieses Buch ist abrufbar unter 11D. Bibliothek & Downloads
- Tafel 81 befindet sich auf Seite 186;
- Tafel 93 befindet sich auf Seite 135.
Empfehlenswert sind auch die zwei Abbildungen auf Seite 138 und 139 des genannten Buches.
3. Huter bejaht den Grossgrundbesitz und die Ansammlung von grossen anderen Vermögenswerten nur in bestimmten Fällen: "... so lange diese Art höheren Wirtschaftslebens dem allgemeinen Wohle förderlich sind."
4. Man entnimmt aus den Erläuterungen von Carl Huter: Die wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen besteht aus einer Kombination von
a. Antrieb, etwas verändern zu wollen; Antrieb zur Bewirtschaftung von Gütern: durch deren Wertschätzung, durch deren Ansammlung, durch deren Veränderung in engster Verbindung mit
b. geistiger Tätigkeit, erkennbar am Vorderhaupt
c. körperlicher Tätigkeit, erkennbar am Hinterhaupt
d. Ideen, höheren Gefühlen, erkennbar am Oberhaupt.
Viele Menschen haben es durch eine solche Strategie zu Wohlstand und Reichtum gebracht. Sie haben fleissig gearbeitet, haben die Augen offen gehalten, die sich ihnen bietenden Möglichkeiten genutzt, sich mit anderen zusammengeschlossen, etc.
5. Tausende von Philosophen, Denkern, Systemkritikern, Sozialkritikern, Ökonomen, Soziologen, Theologen, etc. haben in unzähligen Texten und Werken sich mit denselben und angrenzenden Themen befasst. Sie alle haben ihre Erkenntnisse und Empfehlungen nicht in ähnlich einfacher Weise darzulegen vermocht: weder ebenso kurz, noch ebenso einfach verständlich, noch ebenso überzeugend, noch ebenso auf das praktische Leben des einzelnen Menschen bezogen!
6. Zusammenfassung
Staaten und ihre Menschen erreichen Wohlstand am ehesten, wenn folgendes gegeben ist:
a. Privateigentum ist zugelassen -
Der Staat tut das Erforderliche zu dessen Schutz
b. Tüchtige, fleissige Menschen -
Der Staat tut das Erforderliche im Bereich der Bildung, Berufsbildung, etc., damit möglichst alle Kinder sich zu solchen Menschen entwickeln und sich erwachsene Personen beruflich weiter entwickeln können.
c. Freier Verkehr von Waren und Dienstleistungen -
Der Staat tut das Erforderliche, dass dies möglich ist, u.a. im Bereich der Verkehrswege und der Kommunikation.
d. Der Staat setzt Grenzen oder schreitet ein, wo das Kapital missbraucht wird, z.B. zur Ausbeutung, zur Behinderung des Wettbewerbs, etc.
e. Der Staat erhebt Steuern, damit er diese Aufgaben erbringen kann. Er erhebt die Steuern derart, dass die Steuererhebung einfach ist, möglichst alle wirtschaftlichen Tätigkeiten steuerlich belastet werden und möglichst so, dass die steuerliche Belastung nirgends übermässig hoch ist und die Möglichkeit zum Steuerbetrug möglichst gering ist. -
Auf Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden. Viele westlich orientierte Länder haben Steuersysteme, die diese Anforderungen entsprechen.
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Diese Seite wurde am 1. Januar 2022 erstellt. Sie wird regelmässig überprüft.
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