Carl-Huter-Stiftung

Welt- und Menschenkenntnis nach Carl Huter

2A7. Fleischhacker, Weder, Metger


Irma Fleischhacker - biografische Notiz

Irma Fleischhacker wurde am 17.1.1891 geboren und starb am 11.1.1980 in Australien. Der Vater (1850-1899) war Eigentümer der bekannten Glühlampenfabrik Fleischhacker in Dresden. Die Mutter war Amalia Fleischhacker (siehe unten).

Max Schacke (1872 - 1959), der wie die Fleischhackers in Dresden lebte und seit ca. 1902 in engem Kontakt mit Huter stand, hat sie als Mitarbeiterin vermittelt, 18 1/2-jähig. Sie zog dann nach Leipzig um. Sie musste soeben eine Gesangsausbildung aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.

Sie wurde am 28. Juli 1909 Mitarbeiterin von Carl Huter. Sie erhielt eine mehrmonatige berufsbegleitende Ausbildung im Bereich der Huterschen Lehren in Form von Privatunterricht. Sie schloss die Ausbildung Ende Jahr mit einer Prüfung erfolgreich ab. Der Arbeitsvertrag sah vor, dass die Kosten der Ausbildung vom Lohn in Abzug gebracht werden. 

Carl Huter beschäftigte Irma Fleischhacker als "I. Assistentin in Carl Huters psychologischem Untersuchungsinstitut". Er schreibt in Carl Huter: Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis, 1910: Sie ist "eine der Begabtesten unter den Studierenden meines Systems der wissenschaftlichen Psycho-Physiognomik".

Unter ihrem Namen sowie unter ihrem Pseudonym Irmgard von Adelhain erschienen von Herbst 1909 bis anfangs 1912 zahlreiche Fachartikel. Der Kenner der Huterschen Schriften vermutet, dass ihre Texte in enger Zusammenarbeit mit Carl Huter entstanden sind. Der Ablauf war wohl wie folgt:

(i) Carl Huter diktierte ihr die Texte oder trug ihr den Inhalt in erzählender Form vor. Dort, wo Huter in früher veröffentlichten Schriften bereits dasselbe oder ähnliche Themen behandelt hatten, standen ihr diese Schriften zur Verfügung.
(ii) Sie stellte Fragen und daraus ergaben sich inhaltliche Verbesserungen.
(iii) Carl Huter hat alle ihre Texte vor der Veröffentlichung durchgesehen.

Irma Fleischhacker hat an allen Schwierigkeiten Huters - solche traten allzu oft auf, privat und beruflich - Anteil genommen. Überall, wo Huter Unterstützung gebrauchte, war sie helfend zur Stelle. Sie stand stets treu an Huters Seite.

Im Dezember 1913, ein Jahr nach Huters Tod, wanderte die bald 23-jährige Irma Fleischhacker nach Australien aus, zusammen mit dem Ehepaar Pillig. Gustav Pillig war ein Huter-Freund, von Beruf Bildhauer und lebte zuvor u.a. in Berlin, wo er Huter an dessen Vorträgen kennenlernte. Der kinderlose Gustav Pilig wurde bald darauf der Ehemann von Irma Fleischhacker und sie hatten gemeinsame Kinder.

Irma Fleischhacker wollte ihre zwei Kinder später nachkommen lassen. Der Ausbruch des I. Weltkrieges, im Sommer 1914, durchkreuzte diese Absicht gründlich. Beide Kinder gingen aus der Beziehung mit Carl Huter hervor:
1. Johannes Fleischhacker, 26.12.1910-18.12.1990
2. Rotraut Fleischhacker, 15.1.1912-xx.xx.1982. - Sie wanderte im Jahre 1930 nach Australien aus und zog zu ihrer Mutter.

Emmi Weder (siehe unten), ihre 15 Jahre ältere Stiefschwester, hatte die beiden Huter-Kinder schon vor der Abreise nach Australien betreut, wenn Irma Fleischhacker beruflich abwesend war, z.B. in Leipzig, Berlin, Düsseldorf. Das Vormundschaftsamt der Stadt Dresden hat sie später zur Pflegemutter der beiden Kinder erklärt. Emmi Weder lebte in Dresden von ihrer beruflichen Tätigkeit als Klavierlehrerin. Sie hatte keine eigenen Kinder und blieb unverheiratet.

Im August 1949 adoptierte sie "Hänschen". Sie war weiterhin Schweizer Bürgerin und dies hatte zur Folge, dass der Adoptivsohn nicht nur den Familiennamen sondern auch das Bürgerrecht der Adoptiv-Mutter erhielt. Johannes Fleischhacker wurde zu Johannes Weder und zum Schweizer Staatsbürger. 
Anmerkung: Es gab damals in Deutschland eine andere, fast gleichaltrige Person mit demselben Namen (Hans F., 1912-1992, Anthropologe), dessen Ansehen sehr negativ war. Dies dürfte den Entscheid über die Adoption und den Namenswechsel wesentlich beeinflusst haben.

Anmerkung

1. Carl Huter nennt Irma Fleischhacker "eine der Begabtesten unter den Studierenden meines Systems der wissenschaftlichen Psycho-Physiognomik", siehe Carl Huter: Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis, 1911, III. Teil.

2. Im Vorwort der Broschüre, Irma Fleischhacker: Carl Huter und seine Wissenschaft, dat. 24. September 1910, schreibt die Autorin: 

  • "Der Inhalt dieser Schrift ist aus Carl Huters unterrichtenden Vorträgen, seinen Werken, sowie anderweitigen Veröffentlichungen über ihn gewonnen worden. Mit "unterrichtenden Vorträgen" ist wohl die berufsbegleitende Ausbildung gemeint, die sie bei Carl Huter erhalten hat."
  • "Ursprünglich hat ein Mitstudierender diese Ergebnisse aus der Huterlehre niederschreiben wollen, seine begonnene Arbeit wurde von ihm nicht zu Ende geführt und so hat sich die Unterzeichnete veranlasst gesehen, dieselbe zu erweitern und zu vollenden."



Amalia Friederike Fleischhacker - biografische Notiz I:

St. Gallen

Amalia Fleischhacker (Emden, Ostfriesland, Niedersachsen, 26.2.1853 - 26.11.1924, Dresden) kam als Kind mit ihren Eltern nach St. Gallen (Schweiz). Sie hiess damals Metger (nicht zu verwechseln mit Metzger). Der Rufname war vermutlich "Amalie". Der Vater war als Kaufmann tätig. 
In der florierenden Textil-, Seiden- und Stickerei-Industrie fanden tüchtige Berufsleute eine gut bezahlte Arbeit und einen sicheren Arbeitsplatz. Die Stadt und die Region zog viele Arbeitskräfte an, auch aus Deutschland und Österreich. Der Ausländeranteil an der Bevölkerung betrug im Jahre 1900 rund 25%.

Amalia Metger war in erster Ehe mit Dr. iur. Johann Ferdinand Weder (1839-1888) verheiratet, von 1874 bis zu dessen allzu frühen Tod im Jahre 1888. Johann Weder war vermutlich ab ca.1880 als Diplomat im Dienste der Schweiz tätig. Die Familie zog nach Genf um und später in andere europäische Städte.  Der Ehemann starb in Genua. Amalia Weder-Fleischhacker hat sich gegenüber Amandus Kupfer als eine weitgereiste Person bezeichnet. 

Johann Baptist Weder (1800-1872), der Schwiegervater von Amalia Metger, bekleidete in seinen letzten 15 Lebensjahren höchste Regierungs- und Parlaments-Ämter, auf kantonaler und auf Bundes-Ebene.

Der Ehe zwischen Amalia Metger und Johannes Weder entsprangen drei Kinder:

1. 
Julius Johannes Weder (St. Gallen, 25.11.1874-14. Februar 1945, Dresden), von Beruf Elektro-Techniker.
Sein Rufname war Jules, die französische Fassung von Julius.
Er wurde Opfer des Bombenangriffs auf Dresden, zusammen mit seiner Ehefrau Klara Bertha Büttner und zwei ihrer drei Kinder (alles Töchter), die damals um die 40 Jahre alt waren. 

2. Emma Weder (Rorschach, 21.1.1876-25.8.1956, St. Gallen), von Beruf Klavierlehrerin
Ihr Rufname war Emmi. Sie blieb unverheiratet und hatte keine eigenen Kinder. Sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre in St. Gallen. Hier trat sie offensichtlich nicht in näheren Kontakt mit dem lokalem Huter-Verein, dem Huter Weltbund zur Förderung der Menschenkenntnis, Sektion St. Gallen. 

3. Johanna Maria Louisa Weder (St. Gallen, 16.11.1878-8.2.1951, St. Gallen).
Ihr Rufname war Marietta. Über sie sind im Moment keine biografischen Einzelheiten bekannt.



Amalia Friederike Fleischhacker - biografische Notiz II: Dresden

Im Jahre 1889 heiratete Amalia Fleischhacker den Dresdener Glühlampen-Fabrikanten August Fleischhacker (1850-1899). Dieser verstarb nach 10-jähriger Ehe und Amalia Fleischhacker war zum zweiten Mal Witwe. Dieser Ehe entsprang ein einziges Kind, Irma Fleischhacker. 

Amalia Friederike Fleischhacker ist die Mutter von Irma Fleischhacker. 

Sie war mit Carl Huter persönlich bekannt durch den Besuch seiner drei Vorträge in Dresden im März 1908. Sie befand sich in Begleitung ihrer Tochter Irma. Das gute, vertrauensvolle Einvernehmen zwischen Carl Huter und der Familie Fleischhacker-Weder verstärkte sich, als Irma Fleischhacker im Juli 1909 Mitarbeiterin von Carl Huter wurde und es verstärkte sich nochmals durch die zwei Kinder, die Irma Fleischhacker zur Welt brachte, dessen Vater Carl Huter war.

Als Carl Huter und Irma Fleischhacker anfangs 1912 nach Dresden umzogen,  in die Nähe der Familie Fleischhacker-Weder, wohnte Carl Huter zunächst in der Wohnung von Amalia Fleischhacker und danach in der nahegelegenen Wohnung der Familie Jules (siehe oben) und Klara Bertha Weder-Büttner. Bei ihnen hatte Carl Huter seinen letzten Wohnsitz. Irma Fleischhacker wohnte, zusammen mit ihren beiden Kindern, bei ihrer Mutter.

Am Nachmittag des 26. November 1912 war Carl Huter auf dem Heimweg zur Wohnung der Familie Weder-Büttner, wo er Gastrecht hatte. Er kam an der Wohnung von Amalia Fleischhacker vorbei. Er wollte nur kurz vorbeischauen, erlitt in diesem Moment aber einen Schwächeanfall und konnte nicht mehr nach Hause gehen. Er blieb die folgenden Tage in dieser Wohnung, umsorgt von Mutter und Tochter Fleischhacker und in Kontakt mit den beiden Kindern. Hier ist Carl Huter am 4. Dezember 1912 um die Mittagszeit friedlich entschlafen.


History
Diese Seite wurde im Jahre 2018 erstmals veröffentlicht. Sie wird regelmässig überprüft und geändert, letztmals am 3. und 4. Dezember 2020 sowie vom 21. bis 30. Januar 2022.


 
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