Carl-Huter-Stiftung

Welt- und Menschenkenntnis nach Carl Huter

6B2. Historisches: 
Beschreibung der biologischen Zelle im Hauptwerk



1. Einleitung

Carl Huter erklärt die Zelle sowohl im I. Lehrbrief als auch im IV. Lehrbrief. Die Erklärungen im I. Lehrbrief sind nicht deckungsgleich mit den Erklärungen im IV. Lehrbrief, auch die Abbildungen unterscheiden sich.

Huter führt die Abweichungen darauf zurück, dass er seine Kenntnisse erweitert habe, bevor er nun im IV. Lehrbrief die Zelle erneut behandle.

Der Leser und die Leserin, die zuvor den I. Lehrbrief studiert haben und dort die Ansichten Huters über die Zelle gelesen haben, die er mit grosser Überzeugung in mehreren Lektionen dargelegt, sind kaum in der Lage, zu erkennen, wie es wirklich zu dieser Diskrepanz kam und welche der früheren Ansichten weiterhin gültig sind und welche es nicht mehr sind.

Weder in späteren Schriften Huters, z.B. im Illustrierten Handbuch der Menschenkenntnis, 1911*), noch in den Neuauflagen des Hauptwerks, z.B. in der 3. Auflage 1957, wird diese Diskrepanz angesprochen.
*) In diesem Werk beruhen die Erklärungen über die Zelle ganz auf den Darstellungen im IV. Lehrbrief. 

Die damalige Situation lässt sich wie folgt skizzieren:

  • Huter hat nach Erstellung des I. Lehrbriefes seine Kenntnisse über die Zelle , die er sich seit den 1880er Jahren autodidaktisch (Selbststudium), erworben hat, durch Studium der neuesten Fachliteratur aufgefrischt.
  • Er sah sich dadurch veranlasst, die Zelle unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse im IV. Lehrbrief nochmals zu behandeln. Aus dem Text und den Abbildungen ist ersichtlich, dass sich das Keimbläschen im Protoplasma befindet. Die von Huter im I. Lehrbrief geäusserte Ansicht resp. Vermutung, das sich das Keimbläschen im Zellkern befindet, liess sich aufgrund der neuesten Beobachtungen nicht mehr aufrecht halten.
  • Zu Huters Zeit war das Wissen über die Zelle noch sehr lückenhaft, die Forschung kam aber rasch voran. Erst bei wenigen tierischen Zellen liess sich das Zentrosoma nachweisen. Es stellte sich die Frage, ob das Zentrosoma bei allen tierischen Zellen vorhanden ist und ob es auch in pflanzlichen Zellen vorkommt. Man war unsicher, wo sich das Keimbläschen befindet: stets im Zellkern, stets im Protoplasma oder gibt es beide Möglichkeiten?
  • Heute weiss man, dass
    a. pflanzliche Zellen im Allgemeinen keine Zentrosomen enthalten. Bei höheren Pflanzen fehlen sie grundsätzlich.
    b. tierische und menschliche Gewebe-Zellen ein Zentrosoma enthalten, nicht aber die Nervenzellen.
    c. das Keimbläschen stets im Protoplasma liegt, oft in der Nähe des Zellkerns.
    d. Zellen mit Keimbläschen stets nur ein Keimbläschen enthalten.
    e. Befindet sich eine solche Zelle in Teilung befindet, enthält sie vorübergehend zwei Keimbläschen. Sie werden dann zum Keimbläschen der beiden Tochterzellen.
    f. bei Teilung einer Zelle sich stets zuerst das Keimbläschen teilt.
  • Trotz jahrelanger Forschung weiss die Forschung kaum etwas darüber wie die Prozesse, die im Keimbläschen ablaufen, gesteuert und kontrolliert werden. Das Keimbläschen scheint "selbstorganisierend" zu sein. - Man kennt seine Struktur. Es besteht aus zwei Centriolen, d.h. Röhren, die rechtwinklig zueinander stehen. - Man kann sagen: Es ist nichts bekannt, was die Hutersche Ansicht, dass es in der Zelle ein organisierend und schöpferisch tätiges Element aufweist und dass dieses Element seinen Sitz im Zentrosoma hat, in Frage stellen könnte.

Alternative Bezeichnungen für Keimbläschen: Zentrosoma.
Alternative Bezeichnung für Protoplasma: Cytoplasma.


2. Einzelheiten

Im I. Lehrbrief schreibt Huter, das Keimbläschen liege im Zellkern. Siehe unten, Ziffer 4. 

Die Beschreibung im IV. Lehrbrief orientiert sich an den neuesten Forschungsergebnissen und sie ist auch heute noch gültig. Jetzt

  • liegt das Keimbläschen im Protoplasma, d.h. ausserhalb des Zellkerns.
  • heisst das Keimbläschen (I. Lehrbrief) neu Centrosoma. Diese Bezeichnung stammt von Theodor Boveri.
  • schreibt Huter, dass das Centrosoma bei der Zellteilung organisierend und ordnend tätig ist.

Letzteres ergab sich - aber nur für Huter - aus den neuesten Beobachtungen von Boveri und anderen Forschern.

Diese entdeckten, dass sich bei der Zellteilung zuerst das Centrosoma teilt. Die beiden Centrosomen bilden dann deutlich sichtbare "Fäden" (in Form von Eiweissen), die vom Centrosoma direkt und fast geradlinig zu jedem einzelnen Chromosom des Zellkerns verlaufen. Diese Fäden dienen als Instrument, um die Chromosomen auf die beiden neuen Zellen aufzuteilen.

Im IV. Lehrbrief weist Huter an zwei Stellen daraufhin, dass seine Beschreibung im jetzigen Lehrbrief anders als im I. Lehrbrief ist resp. die Beschreibung sich an den neuesten Forschungsergebnissen orientiert. Aber es wird zu wenig deutlich gesagt, dass die früheren Erklärungen nicht mehr vollumfänglich gültig sind.

2.1 Im IV. Lehrbrief, erste Lektion, schreibt Huter:

Zitat Anfang:
Fettdruck und Gliederung durch die Carl-Huter-Stiftung

  • Die Professoren W. Flemming (1843- 1905), Th. Boveri (1862- 1915) und Ph. Stöhr (1849 bis 1912) sind anderer Ansicht, sie führen das, was ich als Zentralkörper im Zellkern schon im I. Lehrbrief angeführt habe, ebenfalls als wesentlichen Bestandteil der Zelle unter der Bezeichnung "Centrosoma" an, das sie aber abweichend von meiner Darstellung im Zellkern, meistens im Zelleib in der Nähe des Kerns wiedergeben, wie es ja auch den von ihnen benutzten Untersuchungsobjekten von wirbellosen Tieren entspricht. 
  • Ich komme noch mit näheren Erklärungen hierauf zurück. 
  • Wichtig ist die Beobachtung von Szymonowicz, dass gewisse Änderungen in der Kernsubstanz der Zelle auch verändernd auf das Protoplasma des Zelleibes einwirken.

Zitate Ende.

2.2 Im IV. Lehrbrief, zweite Lektion, teilt Huter mit, dass seine nachstehenden Ausführungen die neuesten Erkenntnisse von Oskar Hertwig (1849 - 1922), Theodor Boveri (1862 - 1915) und van Beneden (1808 - 1889) berücksichtigen. 

Dabei verweist Huter in einer Fussnote auf den Artikel "Ergebnisse und Probleme der Zeugungs- und Vererbungslehre". Vortrag gehalten im September 1904 auf dem internationalen Kongress für Kunst und Wissenschaft in St. Louis, 1904. (Fischer, Jena 1905.) - Nähere Angaben fehlen. Die Nachforschung zeigt, es handelt sich um einen Vortrag resp. um eine Broschüre von Oscar Hertwig.


3. Anmerkungen der Carl-Huter-Stiftung

1. Die obige Aussage Huters ("Die Professoren W. Flemming ...,") lässt eine Unsicherheit vermuten.  Liegt es bei jeder Zelle im Protoplasma? Diese Unsicherheit lässt sich verstehen, denn es brauchte noch jahrelange Forschungen bis man sicher war, dass
a. jede tierische Zelle ein Zentrosoma besitzt;
b. jede pflanzliche Zelle ein Zentrosoma besitzt;
c. das Zentrosoma stets im Protoplasma liegt, also ausserhalb des Zellkerns.
Es ist zu beachten, dass es neue, experimentelle Techniken brauchte, um das Zentrosoma zu beobachten und, dass das Zentrosoma nicht jederzeit sichtbar ist, im Gegensatz zu anderen Strukturen der Zelle, z.B. des Zellkerns.

2. Auch wenn Huter zur Kenntnis nehmen musste, dass das Centrosoma offensichtlich nicht im Zellkern sondern im Protoplasma liegt, sah Huter seine Lehren über die Empfindungskraft, die Lebenskraft und die Helioda, die Heliodastrahlen, die er 1899 entdeckt hatte, bestätigt:

  • Aus der organisierenden Tätigkeit der Centrosoma schloss er, dass
    a. sich der Sitz der konzentrierten Empfindungsenergie hier, im Centrosoma, befindet
    b. alles, was das Centrosoma "tut", auf der konzentrierten Empfindungsenergie beruht, von ihr veranlasst wird, etc.
    c. die Helioda-Strahlung hier erzeugt wurde, hier ihren Ursprung hat.
  • Er hat sich gewundert, dass die Forscher aus dieser organisierenden Tätigkeit des Zentrosomas nicht die Vermutung aussprachen, dass es in der Zelle eine leitende, organisierende, schöpferische, geistige Kraft geben muss, siehe   6B. Biologische Zelle , Ziffer 1, Antwort auf Frage 21, und Ziffer 2, pdf-Datei.

3. Wo macht Huter die "näheren Erklärungen", siehe obige Ziffer 2.1? Es scheint, als habe er sie weder im Hauptwerk noch später gegeben. 

4. Huter verwendete für die Tafel über die Zellteilung, siehe  6B. Biologische Zelle , Ziffer 1, zwei unterschiedliche Titel:

a. In der ersten Auflage des Hauptwerkes, 1906 lautet der Titel "Dritte Studienkarte zur Zellenlehre nach Carl Huter".

b. Im Illustrierten Handbuch der Menschenkenntnis, 1911, lautet der Titel: Zellteilung und -vermehrung durch die Lebenskraft Helioda.

Unten, am Ende der Abbildung steht: Beweisführung, dass die Zellteilung und -vermehrung sowie die Vererbung und das Fortleben und Fortzeugen durch die geistige Energie der Lebenskraft Helioda bewirkt wird. - Es ergibt sich daraus, dass sich Huter ganz auf die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaft stützt und nicht auf seine Ansichten, die er im I. Lehrbrief vertritt.

5. In der dritten Auflage des Hauptwerkes, 1957, herausgegeben von Siegfried Kupfer, trägt diese Abbildung folgenden Titel: Tafel 4: Die Mitose oder indirekte Zellteilung, nach Carl Huter. Beweis für seine Lehre, dass in dem Centrosoma die Lebenslichtstrahlkraft Helioda als oberste Leit- und Richtkraft der Zelle wirkt. 

6. Siegfried Kupfer war es bekannt, dass Huters Erläuterungen im I. Lehrbrief über die Zelle und das Keimbläschen überholt sind. Dies ergibt sich aus einer mündlichen Mitteilung Mitte der 1970er Jahre. Eine schriftliche Mitteilung, z.B. in seiner Zeitschrift "Der gute Menschenkenner", 1953 - 1979, resp. eine Anmerkung in der dritten Auflagen des Hauptwerkes hat er nie gemacht.


4. Die Beschreibung der Zelle im I. Lehrbrief 

Der I. Lehrbrief enthält viele schematische Darstellungen der Zelle, die Carl Huter eigenhändig gezeichnet hat, z.B. Abb. 15 und Tafel 22. Das Keimbläschen liegt hier jeweils innerhalb des Zellkerns. 

In der textlichen Erläuterung der Zelle erklärt Huter mehrfach, dass das Keimbläschen seinen Sitz innerhalb des Zellkerns habe, z.B. in der siebten Lektion:

Zitat Anfang:

Analog diesen drei Grundlebens-Organen der Zelle, Kopf (Kern), Leib und Gliedern, gibt es auch drei Grundlebenskräfte: 

1. Die magnetische Lebensenergie ; diese hat ihren Sitz vorzugsweise im Zellkern.
2. Die Strahl-Energie "Helioda"; diese hat ihren Sitz vorzugsweise in dem Keimbläschen des Zellkerns und in den plastischen und aktiven Peripherie-Organen.
3. Die Medioma oder das Lebensod; dieses hat seinen Sitz vorzugsweise im Zellfleisch, in den inneren Weichteilen und in den hohlen, passiven Peripherieorganen.

Zitat Ende.

Anmerkung zu Ziffer 2:
a. An der Ansicht Huters, dass die Helioda ihren Sitz vorzugsweise im Keimbläschen hat, hat sich nie etwas geändert.
b. Die Ansicht Huters, dass das Keimbläschen seinen Sitz vorzugsweise im Zellkern und in den plastischen und aktiven Peripherie-Organen hat, hat Huter später nie mehr vertreten. - Die neue Ansicht, ab dem IV. Lehrbrief, lautet:
b1. Das Centrosoma hat seinen Sitz im Protoplasma
b2. Im Protoplasma befinden sich Subzentren der konzentrierten Empfindungsenergie.


Biografische Anmerkung

1. Theodor Boveri und Walter Sutton (1877 - 1916) kamen 1904 zur Erkenntnis, dass die Chromosomen die Träger unseres Erbguts sind. Carl Huter hätte wohl dazu gesagt, dass die Empfindungsenergie, die Lebenskraft, die Bedingungen bei der Zeugung, etc. ebenfalls von grosser Bedeutung sind, siehe  8C. Zeugung, Empfindungsenergie , Ziffer 1. 

2. Theodor Boveri hatte einen Bruder, Walter Boveri (1865 - 1924). Dieser gründete zusammen mit dem Engländer Charles Brown im Jahre 1891 die Elektrotechnik-Firma Brown Boveri Corporation in Baden (Kanton Aargau). Das Unternehmen fusionierte Ende der 1980er Jahre mit der schwedischen ASEA. Daraus entstand die heutige ABB Ltd, Zürich.



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Diese Seite wurde am 27. November 2020 veröffentlicht. Sie wird regelmässig überprüft, letztmals am 28. und 29. November 2020, am 18. Dezember 2020 sowie am 30. und 31. Mai 2023.

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