3F4. Korrespondenz-Gesetze
Vgl. mit der Einleitung auf der vorhergehenden Seite: "Wie ist es zu erklären, dass ..." Nebst dem dort behandelten "Psycho-physiognomischen Grundgesetz" kennt Huter weitere Prinzipien und Gesetze, die auf die Oberfläche jedes Individuums gestaltend einwirken.
1. Allgemeines mechanisches Korrespondenzprinzip
Vorbemerkung:
- Das mechanische Korrespondenz-Prinzip ist nicht zu verwechseln mit dem mechanischen Korrespondenz-Gesetz. Carl Huter hat nie auf die Ähnlichkeit der Bezeichnungen und auf die Verwechslungsgefahr hingewiesen. Der Grund könnte u.a. darin liegen, dass Huter die Schrift "Individuum und Universum", 1896, zu Lebzeiten nicht veröffentlicht und das mechanische Korrespondenz-Prinzip im Hauptwerk nicht behandelt hat, auch nicht in einer ähnlichen Weise, welche die Behandlung dieses Prinzips hinfällig machen könnte. - Die Gründe dafür sind nicht bekannt.
- Die drei Korrespondenzgesetze hat Huter im Hauptwerk erläutert.
- Die Carl-Huter-Stiftung verwendet die Bezeichnungen Allgemeines mechanisches Korrespondenzprinzip und Spezielles mechanisches Korrespondenzgesetz, um damit die Gefahr von Missverständnissen und Verwechslungen zu reduzieren.
- Aus dem mechanischen Korrespondenzprinzip ergibt sich eine weitere Erklärung für die Korrespondenz zwischen "Innen" und "Aussen", d.h. zusätzlich zum psycho-physiognomischen Korrespondenzprinzip.
In «Individuum und Universum», schreibt Carl Huter, unter Ziffer 14 «Reizwirkungen bei toter und lebendiger Materie»:
Zitat Anfang:
- A. Lebendige Reize hinterlassen auf unorganischen Gegenständen eine hohle, auf lebenden, organischen Körpern eine plastische Physiognomie.
- B. Unorganische Substanzen weichen den lebendigen Reizen; organisches Leben widersteht und reagiert aktiv auf lebendige Reize. Das organische Leben wird durch lebendige Reize gestärkt. Das organische Leben wandelt jeden empfangenen Reiz in innere, lebendige Energie um.
- C. Ruhende wie lebendige Energie, die auf den organischen und beseelten Körper einwirkt, ruft in diesem organischen Leben erhöhte Lebenskraft wach, die sich wiederum in bestimmten Spannungen, Bewegungen und Formenerscheinungen äusserlich am organisch lebenden Individuum ausprägt.
- D. Durch gewisse wiederkehrende Reize bilden sich im organischen Leben innere Organe.
- E. Diese inneren Zentralorgane stehen mit den zu ihnen gehörigen Peripherieorganen durch Leitungsorgane in naturgesetzlicher Wechselwirkung.
- F. Die Zentralorgane stehen wiederum in Wechselwirkung mit dem Gesamtkörper und der diesen Körper beherrschenden Individualität, der "Seele".
- G. Die Einwirkung äusserer Reize auf organische Körper hat erfahrungsgemäss eine Grenze, wenn diese als Lebensreize wirken sollen; überschreiten sie diese Grenze, so werden sie zu Todesreizen und wirken dann zerstörend auf das organische Leben.
- H. Diese Zerstörung vernichtet jedoch nur die grobmaterielle Substanz des organischen Lebens, nicht aber die Seele desselben.
- I. Die Seele mit ihrem unsterblichen ätherischen Körper bewahrt das Prinzip der Umwandlung, auch der dem grobmateriellen Körper schädlichen Reize, in innere Lebensenergie, und so wirken selbst die das körperliche Leben vernichtenden Einflüsse auf die Seele lebenserhöhend.
- K. Dieser Vorgang, in unendlichem Zeitraum fortgesetzt gedacht, führt zu einem Gleichgewicht zwischen Seelenindividuum und Weltall. Alle denkbaren äusseren Reize, die auf die Seele einwirken, erhöhen und bereichern die Lebensenergie der Seele. Im Individuum der Seele versinkt das Universum. Alle Energie der Materie wandelt die Seele in lebendige Geisteskraft um, bis die Vollendung erreicht ist, jenes Stadium, in welchem die Seele vollendeter Geist, also Gott wird.
- Danach gibt es drei, streng genommen vier Reiche der Natur:
a. das unorganische, materielle (differente),
b. das organische, seelische,
c. das unsterbliche, sich in der Entwicklung befindende geistige, himmlisch-harmonische Reich,
d. über allem steht als endliche Vollendung die soziale Gottheit. Übernatürlich ist nichts; alles gehört zur Natur; wohl aber ist vieles übersinnlich, das heisst, nicht für unsere Sinne wahrnehmbar. - Aus der unorganischen Materie entwickelt sich organische Materie mit organischem, individuellem Körper und zentraler Lebensenergie, genannt "Seele". Aus der Seele entstand das Bewusstsein, der unsterbliche, bis zur Gottheit entwicklungsfähige Geist.
- Unserer Erkenntnis am zugänglichsten ist das organisch-seelische Reich, also Zellen, Pflanzen, Tiere, Mensch. Das unorganisch-materielle Reich bleibt uns in seinem innern Wesen verschlossen, obgleich es in seinen Äusserungen durch die Physik und Chemie gut beobachtet worden ist. Das geistige Reich jenseits des grobmateriellen, organischen Körpers wird uns ebenfalls im innersten Wesen wenig enthüllt werden können. Der Okkultismus und Spiritismus, zwei Experimentalwissenschaften, die sich mit der Erschliessung des geistigen Lebens jenseits des Todes beschäftigen, werden wohl manche Äusserungen aus der Geisteswelt beobachten und erforschen können; aber diese Wissenschaften sind begrenzt, begrenzter vielleicht als Physik und Chemie in der Erforschung unorganischer Materie. Was aber über die Gottheit zu erkennen ist, kann nur durch Harmonie geahnt und erfasst werden, also durch die Kunst.
Zitat Ende.
2. Die drei Korrespondenzgesetze
Die Erläuterungen von Carl Huter in der ersten Lektion, Band V seines Lehrbuches «Welt- und Menschenkenntnis» über die drei Korrespondenzgesetze lassen sich wie folgt zusammenfassen:
2.1 Chemisches Korrespondenzgesetz
- An der Hautfarbe, am Haar, an den Gesichtsregionen und an den Lippen und Augen ist feststellbar, ob eines der inneren Organe gut oder schlecht arbeitet.
- Begründung: "Bei jeder chemischen Zersetzung, Bindung oder Lösung, kurz bei jedem Stoff und bei jedem Stoffwechsel werden chemische und ätherische Stoffe frei, die der aufmerksame Beobachter wohl bald unterscheiden lernt. In allen diesen Teilen verursachen die chemischen Umsetzungsprodukte ganz charakteristische Farben, Formen und Geruchsstoffe."
Beispiele (von Carl Huter)
- Scheidet die Niere nicht genügend Wasser aus, so wirkt das im Körper zurückbleibende Mehr unmittelbar auf Haut und Haar ein, beides ist lockerer und feuchter als im normalen Zustande.
- Bei vielen Lebererkrankungen sowie auch bei Tuberkulose ist Haut und Haar übertrocken.
- Bei zu viel Kohlensäureverbleib im Blute ist das Weisse im Auge graublau getönt. Es ist das typisch bei Kohlensäurevergiftung, Lungenschwindsucht und Atemhemmungen.
- Bei Gelbsucht werden zuerst die Augen und dann die Haut gelb.
- Ungenügende Darmentleerungen sowie starkes Tabakrauchen bewirken starke Formveränderungen im Gesicht und eine schmutzige Hautfarbe.
- Bei Magenüberfüllung wirkt der Überdruck unmittelbar auf das Gesicht ein, das Gesicht erscheint geschwollener als bei leerem Magen; dieses erklärt sich aus der Elastizität aller Weichteile, ihrer Beziehung untereinander und aus der nahen Verbindung der Leibeshöhle mit Hals, Mund und Wangen.
- Auffallend stark erkennbar ist die chemische Veränderung bei Stoffwechselstörungen, wie Gicht, Diabetes, Bleichsucht, Skrofulose u. dergl.
Alle diese chemischen Korrespondenzen der Einzelorgane zum Gesamtorganismus und insbesondere zum Gesicht stehen zugleich mit mechanischen Korrespondenzen im Zusammenhange.
2.2 Spezielles mechanisches Korrespondenzgesetz
- Aus der Körperhaltung, aus Mimik und Gebärden lässt sich auf die mechanischen Zustände im Körper schliessen, also auf die mechanischen Vorgänge in der Knochen- und Muskelsubstanz, im Herzen und im Blutkreislauf.
- Begründung: "Alle Erschütterungen durch Fall, Stoss oder Sprung bewirken starke Erschütterungen a) der festen Teile, der Knochen und Knorpel und b) der weichsten Teile und der Flüssigkeiten. Die elastischen Gewebe, die Sehnen und Muskeln werden mehr durch Eigenarbeit erschüttert und verändert, sie wachsen durch Betätigung. Häufige Erschütterungen rufen bei der Knochensubstanz stärkere Festigung und Elastizität hervor, bei allen Weichteilen und flüssigen Substanzen starke Reibung, Stoffwechsel und -verbrauch."
Beispiele (von Carl Huter)
- Die mageren Körper und Gesichter der bewegungsfleissigen und die dicken der bewegungsfaulen Menschen erklären sich damit, dass Turnen, Rudern, Bergsteigen, Arbeiten, Laufen, Springen - da erschütternd -knochenbildend und Weichteile und Flüssiges umsetzend wirken.
- Zirkuliert das Blut mit Hochdruck im Hinterkopf, so ist die Kopfhaltung nach hinten geneigt, wenn im Seitenkopf, dann seitlich, — wenn im Vorderkopf, nach vorn gerichtet.
Was Huter hier beschreibt ist in sachlicher Hinsicht nicht deckungsgleich mit dem mechanischen Korrespondenzprinzip, das oben unter Ziffer 5.2 dargestellt wird. Bis auf weiteres wird für beide Sachverhalte derselbe Begriff verwendet.
Anmerkung: Vgl. mit der Vorbemerkung bei Ziffer 2!
2.3 Das psychische Korrespondenzgesetz
- In den Gesichtsmuskeln wird Freud und Leid ausgelöst durch den jeweiligen Zustand des Körpers und der Seele.
- Begründung: "Da der ganze Körper reich von Nerven durchzogen ist, so wird jeder Schmerz, jedes Wohlgefühl, das an irgendeiner Körperstelle entsteht, dem Gehirn vermittelt, und das Gehirn überträgt diese Reize durch die nach dem Gesichte hinlaufenden Nervenverzweigungen auf die Gesichtsmuskeln."
Beispiele (von Carl Huter)
- Jede angenehme Vorstellung bewirkt einen angenehmen, jede unangenehme einen unangenehmen Gesichtsausdruck.
- Alle menschlichen Einrichtungen und Handlungen sind zumeist von guten oder schlechten Empfindungen, Vorstellungen, Urteilen und Gedanken abhängig. Das Geistige hat daher die höchste und bedeutendste Richtkraft im Leben.
3. Anmerkungen
3.1 Die psychischen Vorgänge beeinflussen auch die chemischen und mechanischen Vorgänge Körper. Huter schreibt:
- Es kann nun jemand ohne einen realen Hintergrund, also ganz unnötig sich Sorge, Kummer und Herzeleid machen und umgekehrt auch Freude, Hoffnung, Wohlwollen, Liebe, Verehrung pflegen. Die Neigung zu unangenehmen Vorstellungen wirkt bekanntlich nachteilig auf Körper und Geist ein, daher muss der Mensch aus Gründen der Gesundheit und des seelischen Glückes gute Gedanken und Vorstellungen pflegen, und dadurch schafft er sich und andern die höchsten irdischen und idealen Güter. Das Geistige leitet aber das Mechanische und beeinflusst die chemische Substanz.
- Üble Gedanken verschlechtern das Blut, hindern eine gute Ernährung und fördern Selbstgifte. Daher haben auch alle Verbrecher schlechtes oder verdorbenes Blut. (Man darf aber nicht glauben, das Blut allein sei die Ursache alles Guten oder aller Fehler, denn das Blut ist ein Bestandteil des lebenden Körpers und ohne wirkende Kräfte nicht denkbar. Am. K.) Edle Gedanken veredeln das Blut und geben dem Menschen den Ausdruck des Reinen, Harmonischen und Gesunden.
Generell gilt: Jede der drei Erscheinungen – chemische, mechanische und psychische – hat Auswirkungen auf die beiden anderen Erscheinungen und durch das jeweilige Korrespondenzgesetz sind diese Auswirkungen in gleicher Weise feststellbar insbesondere aus dem Gesicht.
3.2 Mechanisch-biologisches Korrespondenzprinzip
In der ersten Lektion Band IV seines Lehrwerkes «Welt- und Menschenkenntnis», stellt Huter ein weiteres Korrespondenzgesetz vor:
Das mechanisch-biologische Korrespondenzgesetz: Die Haut der Zelle (Membran) folgt jeder beliebigen Formveränderung von Zellkern und Zelleib.
Carl Huter schreibt dazu:
- Nach diesem Gesetz erklärt sich Carl Huter die Möglichkeit, aus der äusseren Form und Gestalt die innere unsichtbare Form und Gestalt innerer Organe bei Tieren und Menschen ja selbst in gewissem Grade auch bei manchen Pflanzen, zu berechnen. Es ist das erste von mir entdeckte Naturgesetz, das ich bei lebenden Körpern schon als zwölfjähriger Knabe fand. - Weiter oben schreibt steht "in den siebziger Jahren, 1874".
3.3 Weitere Erklärungen über die gesetzmässige Korrespondenz von Aussen und Innen
Hier sind nicht alle Texte Huters, die sich auf die Entsprechung (Korrespondenz) von Aussen und Innen beziehen berücksichtigt worden:
Individuum und Universum
- 17. Beweise für die Offenbarung des Innenlebens an der Peripherie beseelter Körper
- 18. Das Grundgesetz des Geistes
- 19. Das Grundgesetz des organischen Lebens
insgesamt rund 5 Buchseiten Text.
Huter schrieb dieses Werk im Jahre 1896, also bevor er die die Helioda entdeckt hatte und damit seine Forschungen über den Zusammenhang von Innen und Aussen vollständig abgeschlossen hatte. Er hat es zu seinen Lebezeiten nicht veröffentlicht. Die Gründe für die Nichtveröffentlichung sind nicht bekannt.
Selbstverständlich sind auch die anatomischen Verhältnisse (Nervenbahnen, namentlich die Nervenbahnen vom Körper zum Gehirn und von dort zum Gesicht) und die physiologischen Vorgänge (namentlich der Umstand, dass sie Spuren in der Haut und insbesondere an Hals und Gesicht hinterlassen) wichtige Belege für den Zusammenhang von Aussen und Innen. - Die Begründung von Huter geht aber weit über das hinaus, was sich aufgrund von Anatomie und Physiologie direkt beobachten resp. direkt erklären lässt.
Bei Huter spielt die organisierende, schöpferische Helioda eine wichtige Rolle und damit das Empfindungsvermögen der einzelnen Zelle und des ganzen Lebewesens.
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