12F. Deutschland, 1919-1945
1. Überblick
Der NS-Staat verübt Unrecht gegenüber mehreren Fachpersonen der Huterschen Lehren:
- Otto Malig: Vernichtung von Verlag, Archiv und der Büroeinrichtung; Berufsverbot; 18 Monate Gefängnis, vom April 1934 bis Oktober 1935.
- Amandus Kupfer: Vernichtung des gesamten Verlags; faktisches Berufsverbot.
- Carl Welkisch: Beschlagnahmung von Hab und Gut; 10 Monate im Gefängnis, Dezember 1934 bis Oktober 1935.
- Kurt Wagner: Vernichtung von Verlag und Archiv; Ermordung infolge jüdischer Abstammung.
2. NS-Rassenlehre
- Der junge Philologe Hans F. K. Günther (1891 - 1968)*) schreibt im Auftrag des völkischen Verlegers Julius Friedrich Lehmann in den Jahren 1920 bis 1922 sein populäres Hauptwerk "Rassenkunde des deutschen Volkes".
*) Der Name wird von Günther stets in dieser Form verwendet, F steht für Friedrich, K steht für Karl.
- Günther ist zur damaligen Zeit als politischer Schriftsteller tätig. In seinen Studienjahren besuchte er nebst sprachwissenschaftlichen Vorlesungen auch Vorlesungen in Anthropologie, Biologie, Medizin und Soziologie, u.a. bei Prof. Eugen Fischer (1874 - 1967), einem späteren NS-Rassenhygieniker.
- 1930 wird Günther Professor für Rassenkunde und Völkerbiologie in Jena, das bald zum Zentrum der NS-Rassenkunde wird mit 4 Professuren. Wenige Jahre später wechselt er nach Berlin und 1940 nach Freiburg i.Br. als Professor und Institutsdirektor. Diese berufliche Tätigkeit endet 1945 mit der Entlassung. Danach folgen mehrere Gerichtsverfahren, verteilt über mehrere Jahre. Er wird als Mitläufer eingestuft.
- Günther gilt als der bekannteste NS-Rassentheoretiker und seine Bücher fanden grosse Verbreitung, auch in Kurz- und Volksausgaben.
Die Ansichten Huters unterscheiden sich fundamental von den Ansichten Günthers, in jeder Hinsicht, auch hinsichtlich einer Wertung:
Huter lehnt jede Diskriminierung infolge der Rasse ab. Er begründet dies wie folgt, sinngemäss:
- Der Mensch wird von seinen Eltern gezeugt und das entstehende Kind kann nichts dafür, dass es die Merkmals einer Rasse aufweist hat.
- Die Rasse entsteht aufgrund von äusseren Einflüssen auf unserer Welt. Diese Einflüsse sind überall vorhanden, man kann sich ihnen nicht entziehen.
- Somit hat jeder Mensch gewisse Rassemerkmale, es geht gar nicht anders. Kein Mensch kann sich von Rassemerkmalen frei machen.
- Rassendiskriminierung ist ähnlich stumpfsinnig wie wenn sich ein Wanderer an einem Stein stösst, der ihm im Weg liegt. - Der Stein muss ja irgendwo liegen, man kann ihn nicht zu verschwinden bringen. Würde man dennoch alle Steine zum Verschwinden bringen können, dann gäbe es auch keine Landschaft mehr, es würde unser Grund und Boden beseitigt und am Schluss die ganze Erde.
Huter äussert sich mehrfach in dieser Weise, in Wort und Schrift.
Die Ansichten von Huter über die Huterschen sind nachlesbar in der Rubrik
3. Fachpersonen der Huterschen Lehren, denen der NS-Staat Unrecht zugefügt hat
3.1 Otto Malig
- Kommt am 21. August 1900 in Brande, Kreis Falkenberg, Oberschlesien, zur Welt.
1945 änderten sich die Verhältnisse. Der Kreis Falkenberg gehört heute zur Woiwodschaft Oppeln in Polen. - Stirbt am 12. Februar 2003 in Sulzbach am Kocher, Baden-Württemberg.
- Er ist bildet sich zum Förster aus, dann bildet er sich zum Psychologe n und Psycho-Physiognom weiter, vermutlich berufsbegleitend, bei der Firma Noodt.
- Ab 1928 ist er Mitarbeiter der Firma Noodt in Naumburg/Saale. Diese Firma bietet psychologische und graphologische Beratung an, u.a. unter Anwendung der Huterschen Psycho-Physiognomik. Maligs Arbeitsgebiet ist die Hutersche Psycho-Physiognomik: Gutachten, Vorträge, schriftstellerische und verlegerische Tätigkeit.
Walter Noodt gründet in Naumburg und Umgebung mehrere Huter-Vereine und bildete interessierte Personen zu Psycho-Physiognomen und Referenten aus. Gerda Noodt betreibt um 1960 den "Typenverlag". Vermutlich ist sie die Tochter von Walter Noodt. Sie verlegt u.a. Otto Malig: Der erfolgreiche Menschenkenner, 1963, Sulzbach a. Kocher. - Das Bild zeigt Otto Malig um das Jahr 1930. Das Bild ist entnommen aus Otto Malig: Die Grundnaturelle. Naumburg/Saale, 1930. - Das linke Ohr ist infolge einer Verletzung verändert.
Otto Malig schrieb mit seiner Hand unter das Bild:
Carl Huters Menschenkenntnis
bringt Klarheit und Aufstieg.
Otto Malig.
3.1.1 Gerichtsverfahren im Jahre 1934
Die Unterstreichungen stammen von Otto Malig
- Im Dezember-Heft 1932 veröffentlicht Otto Malig in seiner neu gegründeten Zeitschrift "Der Scheinwerfer" eine Charakterbeschreibung über die Person A. H.
- Seine Zeitschrift wird mit Verfügung des Oberpräsidenten von Magdeburg vom 5. April 1933 für eine Dauer von 6 Monaten verboten. Die von Otto Malig erhobene Beschwerde wird am 20. April 1933 zurückgewiesen.
- Trotz diesem Verbot versendet Otto Malig dieses Heft Ende April und anfangs Mai 1933 an ca. 9 Personen. Das wird von der Polizei resp. der Gestapo bemerkt, denn sie kontrollieren ihn, seinen Briefverkehr, etc. Diese (Wider-)Handlung führt zum Gerichtsverfahren.
- Die Grosse Strafkammer des Landgerichts Naumburg (Sachsen-Anhalt) schreibt in ihrem Urteil vom 7. Februar 1934, nach der einleitenden Floskel "Im Namen des Volkes!":
"In dieser Nummer werden dem Herrn Reichskanzler unter anderem nachgesagt:
- Mangel an Würde und Reife;
- Verweichlichung, vielleicht zu üppige Lebensweise;
- der Wille etwas zu scheinen, ohne es zu sein;
- lächerliches Tänzeln;
- anmassende Überheblichkeit, Grössenwahn."
"... dass in dieser Nummer sehr überhebliche, anmassende und gehässige Anwürfe gegen den Reichskanzler Adolf Hitler enthalten waren. Daran kann ... kein Zweifel bestehen."
"Der Angeklagte hat, statt über seine Tat Reue zu empfinden, noch zu behaupten gewagt, er habe bei der Verfassung und Verbreitung seiner Schmähbriefe gemeint, der Wissenschaft der Charakterbeurteilung zu dienen und dabei lediglich Deutschlands Wohl im Auge gehabt. Bei diesem Verhalten schien eine erhebliche Strafe angemessen, auch wenn seine persönliche Überspanntheit und Eitelkeit mildernd berücksichtigt werden." - Das Gericht verurteilt Otto Malig wegen
a. Verstosses gegen die Verbots-Verfügung - § 18 der Verordnung vom 4. Februar 1933 stellt die Verbreitung einer verbotenen Zeitschrift unter Strafe;
b. wegen Verstosses gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vom 21. März 1933 infolge "Verächtlichmachung der Regierung durch heimtückische Angriffe". - Das erstinstanzliche Urteil der Grossen Strafkammer Naumburg wird vom 6. Strafsenat des Reichsgerichts am 20. April 1934 bestätigt, namentlich auch die Gefängnisstrafe von einem Jahr und sechs Monaten.
- Nach der Entlassung aus dem Gefängnis, 20. Oktober 1935, ist Otto Malig über 3 Jahre lang arbeitslos. Ab 1939 betätigt er sich als Forstwart, zuerst beim Landesforstamt Stuttgart als Bezirksförster, wo er der nach der Verbüssung der vollen Gefängnisstrafe entlassen worden ist; ab 1940 auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Kurz nach Kriegsende werden seine Ehefrau und die zwei kleinen Töchter von hier vertrieben.
- Otto Malig wird 1943 zum Wehrdienst einberufen und nach Russland geschickt. Er kommt im Mai 1948 zurück, mehr als 5 Jahre später, nach 2 1/4 Jahren Kriegsdienst und nach 3 Jahren Kriegs-Gefangenschaft. Nach der Rückkehr wird er erneut arbeitslos, rund 2 Jahre lang.
Otto Malig vertritt die Ansicht, dass er im Jahre 1943 als damals 42-jähriger Mann aufgrund seines Alters nicht zum Kriegsdienst eingezogen worden wäre, wenn die Verurteilung resp. die Gefängnisstrafe nicht gewesen wäre. - Die beiden Strafurteile werden nach dem Kriege aufgehoben, siehe unten. Otto Malig wird als politischer Gefangener anerkannt und erhält eine Wiedergutmachungsbeihilfe von DM 5 pro Gefängnistag, total DM 2'700 (Beschluss im Jahre 1948; Berufung anfangs 1949 teilweise gutgeheissen). Für die in den Jahren 1935 bis 1939 erlittene Existenzschädigung erhält er im Jahre 1952 eine Wiedergutmachung von DM 2'010.
Beschluss der I. Strafkammer des Landgerichts Heilbronn vom 5. Januar 1950 über die Aufhebung von zwei Strafurteilen während der NS-Zeit des Deutschen Reiches.
3.1.2 Was schrieb Otto Malig im Dezember 1932 in seiner Zeitschrift "Der Scheinwerfer"?
Fachartikel von Otto Malig
Heft 1932 Nr. 1 war die Erstausgabe; Heft 1933 Nr. 2 die letzte Nummer. Danach wird die Zeitschrift von den NS-Behörden verboten.
Nachstehend eine Abschrift von Fachartikeln, die in diesen vier Heften erschienen sind:
Zur letzten Datei: Unglaublich, mit welchem Tempo die NS-Regierung in den ersten Stunden und Tagen nach der Machtergreifung den Rechtsstaat ausser Kraft setzt und sofort diktatorisch regiert!
Einblick in den Unrechtstaat 1934
Gedanken der Carl-Huter-Stiftung zu diesem Dokument des Röhm-Putsches
geschrieben in der Woche vom Montag, 15. März 2021
1. Die Regierung eines Staates erklärt Mord und Terror für notwendig und straffrei! Lediglich zwei Mitglieder der Regierung vermögen diese Entscheidung zu treffen.
2. Weshalb haben weder deutsche Staatsbürger noch ausländische Regierungen energisch dagegen protestiert und bemerkt, dass eine grosse Bedrohung besteht und dringend etwas getan werden muss?
3. Erst nachdem der NS-Staat zwei sehr grosse und militärisch sehr starke Länder angegriffen hat, Russland am 22. Juni 1941 und die USA am 7. Dezember 1941, beginnt die Welt den NS-Staat mit Entschlossenheit militärisch zu bekämpfen.
4. Die Hutersche Psycho-Physiognomik ist offensichtlich das einzige Instrument, um zu erklären, wie das alles möglich war! Es gibt tausende Schriften mit Schilderungen über die Personen, die damals die höchsten staatlichen Ämter inne hatten. Aber sie enthalten keine Erklärungen darüber, weshalb diese Personen zu diesen Taten und Untaten fähig waren. Mittels der Huterschen Psycho-Physiognomik war es möglich, auf die grossen Gefahren aufmerksam zu machen - und zwar in nachvollziehbarer, plausibler, wissenschaftlicher Weise!
a. Otto Malig veröffentlicht 1932 und 1933 zutreffende Charakterbeschreibungen von A. H.
b. Amandus Kuper kommt zu ähnlichen Einschätzungen, in der Zeit ab 1934. Seine Einschätzungen veröffentlicht er erst nach dem Krieg in voller Deutlichkeit veröffentlicht, siehe unten, Ziffer 3.2., insbesondere 3.2.2.
c. Heute: Bei Spiegel-TV heisst es (Video-Portrait über A. H.), auch heute lasse sich bei A. H. nichts erkennen, was als schuldmindernd betrachtet werden muss. Man liest zwischen den Zeilen: nicht einmal vermutungsweise lässt sich etwas erkennen! - Der gute Kenner der Huterschen Psycho-Physiognomik widerspricht und wird sich nicht beirren lassen.
5. Berta von Thurn sagte in den Nachkriegsjahren oft, auch in den 1970er Jahren noch: "H... konnte man nur mit Bomben besiegen."
a. Man kann sagen, A. H. hat dies schon 1933 in anderen Worten auch gesagt: Beim Einzug in die Reichskanzlei sagte er: "Lebend bringt mich hier niemand mehr heraus!"
b. Bei gleicher Gelegenheit sagt er: "Einen Trümmerhaufen habe ich übernommen!" - Was er dann hinterlässt, war tatsächlich ein Trümmerhaufen.
c. Auch diese Aussagen von Anfang 1933 und ebenso die im März 1933 einsetzenden Verhaftungen, Berufsverbote, Verfolgungen hätten gefährdete Menschen und andere Staaten zum Handeln veranlassen sollen. - Einige der gefährdeten Menschen handelten tatsächlich. Für einige war es aber dann bereits zu spät, denn die Verhaftungen begannen bereits ab Februar 1933.
d. Irma Fleischhacker (1891-1980), die Mitarbeiterin von Carl Huter in Leipzig von 1909 bis 1911, hat Deutschland im Dezember 1913 verlassen. Sie hatte bestimmt durch Carl Huter Kenntnis, dass Preussen und dem übrigen Deutschland grosse Kriege und Zerstörungen bevorstehen. - Diese Vorhersage kannten dann, durch eine von Amandus Kupfer im Jahre 1929 veröffentlichte Schrift, Carl Huter: Die innere Erschliessung einer höheren geistigen Welt" auch andere Personen: mit Bestimmtheit Amandus Kupfer, dann vermutlich auch Otto Malig, Carl Welkisch und Otto Wagner. - Nähere Einzelheiten Amandus Kupfer, Carl Welkisch und Otto Wagner siehe unten, Ziffer 3.2, 3.3 und 3.4.
e. Otto Malig scheint sich nie mit dem Gedanken befasst zu haben, Deutschland zu verlassen.
3.2 Amandus Kupfer (Am. K.)
geb. am 3.4.1879; gest. am 20.3.1952
3.2.1 Die unmittelbaren Eingriffe und die Wiedergutmachung
Obige Abbildung: Einblicke in die Zensur und den Terror des NS-Staates
Aus "Der gute Menschenkenner", 1979. Artikel von Siegfried Kupfer: Amandus Kupfer - Zu seinem 100. Geburtstag am 3. April 1979.
Obige Abbildung: Einblicke in die Zensur und den Terror des NS-Staates
Aus "Der gute Menschenkenner", 1979. Artikel von Siegfried Kupfer: Amandus Kupfer - Zu seinem 100. Geburtstag am 3. April 1979.
Der Text geht auf S. 43 wie folgt weiter: können. Ich dachte gar nicht daran, mich bei Verbrechern in Berlin zu beschweren."
Anmerkung
1. Die Schilderung von Siegfried Kupfer stammt aus dem Jahre 1979 und beruht auf den Schilderung von Amandus Kupfer und der mündlichen Überlieferung durch Amandus Kupfer, Käthe Kupfer und Berta von Thurn, die das alles persönlich miterlebt haben. Die Schilderung von Siegfried Kupfer stimmt mit der Schilderung von Amandus Kupfer in Bezug auf die Daten und die Vorfälle überein. Im übrigen enthalten sie Informationen, die nur in einer der beiden Versionen vorkommen.
2. Siegfried Kupfer sowie seine beiden Brüder werden um 1938 zur Wehrmacht eingezogen. Bis 1945 kommen verbringen sie nur ihre Urlaubszeit zu Hause. Alle drei kehren nach dem Krieg unversehrt nach Hause zurück. Siegfried Kupfer ist in den letzten Kriegsjahren Hauptmann der Übermittlung. Siegfried Kupfer war kurz seiner Rekrutierung in der Schweiz, zum wiederholten Mal. Er überlegt sich, hier zu bleiben. Er entscheidet anders, denn er befürchtet, damit seine Familie zu gefährden.
Am. K. beschrieb die staatlichen Übergriffe auf seine Person und sein Unternehmen in einer Chronologie vom 10. Oktober 1949
- Im Jahre 1937 befasst sich die Goebbels-Zeitung "Der Angriff" auf einer ganzen Seite mit Amandus Kupfer und scheibt in grossen Buchstaben: "Amandus schweig!"
- Anfang 1940 lasse ich die Broschüre "Carl Huter: Die neue Weltanschauung" nachdrucken. Ich versende das Werk an 400 Freunde und Interessenten. Damit will ich deutlich machen, woran ich mich orientiere. Kaum war dies geschehen, erscheinen am 11. Juni 1940 zwei Gendarmen. Sie beschlagnahmen die Broschüre und nehmen die Restauflage mit. Dennoch erhalte ich am 10. Januar 1941 aus dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin*) die Aufforderung, ein Exemplar der 1. Auflage dieses Werkes nach Berlin zu senden.
*) Das ist die zentrale Stelle des NS-Repressionsapparates. Sie besteht u.a. aus Gestapo, Abkürzung für "Geheime Staatspolizei" und SS. Diese und alle anderen Stellen mussten kaum Rechenschaft über ihre Tätigkeit ablegen. Sie handelten oft willkürlich, rücksichtslos, konnten ohne weiteres über Freiheit oder Gefängnis, über Leben und Tod entscheiden. - Am 9. Juni 1941 durchsuchen 4 Gestapo-Beamte das Haus, verschliessen und versiegeln die Arbeitsräume. Die Gestapo-Beamten nehmen mich mit. Dort muss ich am Schluss in einem Protokoll bestätigen, dass mir persönlich nichts geschehen sei. Sie sagen, sie würden mich entgegen den Anweisungen aus Berlin frei lassen, auf ihr eigenes Risiko hin. Ich flüchte sofort zu einem befreundeten Pfarrer nach Castell, nahe Würzburg, 80 km von Nürnberg entfernt.
- Am 14. Juni 1941 ist die Gestapo wieder im Haus und verlangt meine Rückkehr. Auf die Bitte von Berta von Thurn, die in grosser Sorge ist, teilt ihr ein "Gestapo-SS-Mann" mit, Am. K. wird nicht verhaftet werden.
- Am 16. Juni 1941 melde ich mich bei der Gestapo. Ich erhalte Einsicht in ein Fernschreiben des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin, das Befehle enthält. Die Gestapo verbietet mir jede weitere Tätigkeit. An diesem Tag wird 7-mal ein Lastwagen beladen mit Büchern und Broschüren. Und mit meiner Hilfe und Arbeit bis zur Erschöpfung, bis acht Uhr abends, müssen sie mit einem Handwagen in einen grossen Schuppen im Vorderhaus transportiert werden.
- Am 11. August 1942 geht die Vernichtung weiter. Die Gestapo-Beamten haben den Lastwagen viel zu schwer beladen, weshalb er unterwegs Achsbruch erleidet. Die vorgesehenen weiteren Fahrten können nicht ausgeführt werden. Die Lagerräume werden wieder verschlossen und versiegelt. Auch die Bücher, die bei der Buchbinderei liegen, werden von der Gestapo vernichtet.
- 8 Tage später trifft ein Bombenangriff das Polizeipräsidium, wodurch es nicht zur Untersuchung der Bücher kommt. Das ist meine Rettung.
- Am 16. und 18. November 1943 holt die Gestapo den Rest der Bücher ab. Meine 32-jährige Lebensarbeit ist vernichtet.
Am. K. bemüht sich Anfang der 1950er Jahre um eine Wiedergutmachung. Das Landesentschädigungsamt entscheidet 1954, dass es aus formellen Gründen nicht möglich ist, auf den Antrag einzutreten.
Im Jahre 1958 stellt Siegfried Kupfer, der Sohn von Am. K. erneut einen Antrag um Wiedergutmachung.
- Die Wiedergutmachungsbehörde III Ober- und Mittelfranken spricht der Erbengemeinschaft Amandus Kupfer eine Wiedergutmachung zu in Höhe von DM 41'500, im Jahre 1959, nach einem einjährigen Verfahren.
- Die rechtliche Grundlage ist das Bundesrückerstattungsgesetz, das am 19. Juli 1957 in Kraft trat.
Die staatlichen Bedrohungen, die Vernichtung seines Lebenswerks, die bescheidenen Einkommensverhältnisse und die Entbehrungen während der Kriegsjahre schwächen die Gesundheit von Am. K. Er hätte um 1950 dringend einen Erholungsurlaub benötigt. Aber die finanziellen Mittel fehlen. Es ist leider nicht möglich, die finanzielle Wiedergutmachung noch zu Lebzeiten von Am. K. zu erhalten.
Die Familie Kupfer erhält vor dem Krieg und in den Jahren danach durch Huter-Freunde vielfache Unterstützung, namentlich durch Huter-Freunde aus der Schweiz.
3.2.2 Psycho-physiognomische Texte und Broschüren von Amandus Kupfer
Am. K. hat die Person A. H. und Menschen, die zu dessen engsten Kreis gehörten, sehr genau analysiert.
- In den Jahren 1932 bis 1934 veröffentlicht er in der Zeitschrift "Der gute Menschenkenner" Texte über ausgewählte Führungspersonen der NS-Partei, die knappe charakterologische Feststellungen aufgrund der Huterschen Psycho-Physiognomik enthalten. Am. K. drückt sich meist in einer verklausuliert-ironischer Weise aus. Hätte er seine Einschätzung der NS-Personen offen und direkt mitgeteilt, hätte ihn dies in Gefahr bringen können, auch seine Familie, sein Lebenswerk und das von ihm behütete Hutersche Lebenswerk. Sein Verhalten erinnert in Schriftsteller und Philosophen in Deutschland und in Frankreich in früheren Jahrhunderten, die in Zeiten des Absolutismus ihre Einschätzung über die herrschenden Personen z.B. mittels Fabeln mitteilen, u.a. der französische Schriftsteller Jean de la Lafontaine (1621 - 1695).
- Erst um 1934 wird es Am. K. bewusst, dass eine dieser Personen als besonders raffiniert einzuschätzen ist, als Wolf im Schafspelz, J. G.
- Im Buch "Menschenkenntnis - Das Buch von 1941", geschrieben von 1941 bis März 1942 und veröffentlicht 1948, werden die führenden Personen mit dem Instrument der Huterschen Psycho-Physiognomik eingeschätzt.
a. Es ist hilfreich, wenn man Grundkenntnisse im Bereich der Huterschen Psycho-Physiognomik besitzt und man deren Richtigkeit erkannt hat.
b. Unter dieser Voraussetzung enthält dieses Werk alles Wichtige, um die damaligen Ereignisse plausibel und nachvollziehbar zu erklären - und dies auf lediglich 110 Seiten.
c. Das Werk enthält eine Vorhersage über den Ausgang des Krieges und über die Person J. G. Sie haben sich erfüllt. Es sind nicht einfach Vermutungen sondern ergeben sich aus den Einschätzungen, die sich mittels der Huterschen Psycho-Physiognomik gewinnen lassen. Die Vorhersagen sind somit nachvollziehbar und plausibel. - In den Jahren 1946 und 1947 veröffentlicht Am. K. weitere Texte über die damaligen Verhältnisse. Auch diese kurzen Texte sind aufschlussreich und tragen in wenigen Worten zu einem besseren Verständnis der damaligen Ereignisse und Verhältnisse bei.
3.3 Carl Welkisch (1888 - 1984)
Sein Geburtsort ist Bromberg, Posen (heute polnisch), sein Sterbeort und Wohnort ab ca. 1948 Überlingen (Baden - Württemberg)
Carl Welkisch ist ab Mitte 1912 bis September 1912 bei Carl Huter in der Ausbildung als Helioda-Therapeut.
Zitat aus dem Buch: Carl Welkisch, 1888 - 1984. Überlingen, 2020:
- Nach der Machtergreifung Hitlers wird die Gestapo auf Carl Welkisch aufmerksam.
- Er wird überwacht und schliesslich verhaftet, da er nach dem innerem Erleben Hitlers sich über dessen Geist und Absichten negativ geäussert hat. - Anmerkung: Welkisch hat also A. H. subjektiv innerlich erlebt, erfühlt, hellgefühlt. Die Aussagen sind vermutlich nicht erhalten geblieben.
- Schon aufgrund seines körperlichen Hellfühlvermögens wird die Einzelhaft als persönlicher Gefangener Himmlers, vom 4. Dezember 1934 bis zum 14. Oktober 1935 zunächst im Breslauer Polizeigefängnis und dann im Konzentrationslager Columbiahaus Berlin, zu einer Quelle schwerer Leiden für Carl Welkisch.
Es ist unbekannt, ob Welkisch Anspruch auf eine Wiedergutmachung hat, ob er sie beantragt und erhalten hat.
Carl Welkisch wird 1947 aus Schlesien vertrieben. Posen, seine Heimat ist heute polnisch.
Carl Welkisch berichtet in seinem autobiografischen Werk "Im Geistfeuer Gottes" über die Übergriffe, die er durch den NS-Staat erleidet. Das Werk erscheint 1952 in erster Auflage, 1979 in zweiter Auflage.
3.4 Kurt Wagner (1886-1942)
- Kurt Wagner (1886-1942), ein Anhänger der Huterschen Lehren, wird in der NS-Zeit deportiert und ermordet infolge seiner jüdischen Herkunft.
- Wagner setzt sich ab ca. 1920 in verschiedener Weise für die Huter-Lehre ein, u.a. als Verleger von Huter-Schriften, als Referent und durch die praktische Anwendung bei ratsuchenden Personen.
- Der damalige Staat hat bekämpft ihn wegen seiner Rasse und wegen seiner verlegerischen Tätigkeit. Er betreibt den Carl-Huter-Verlag, Althofnass bei Breslau.
- Wagner ist vermutlich erst nach dem Tode von Huter mit den Huterschen Lehren bekannt geworden, vermutlich durch Amandus Kupfer. Wagner wird von Anhängern der Huterschen Lehren nie wegen seiner jüdischen Rassenzugehörigkeit in irgendwelcher Weise angegriffen.
3.5 Lucia Huter (1900-1940)
Sie ist die Tochter die von Carl Huter. Sie wird in der NS-Zeit umgebracht ("unwertes Leben"; Befreiung des Staates von Lasten).
4. Antisemitismus, etc. - Historisches
- In Deutschland gibt es seit mehreren hundert Jahren immer wieder antisemitische und rassistische Äusserungen und Aktivitäten.
- Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen in Europa zwei neue geistige Strömungen:
a. Der Materialismus - ausgehend von Ludwig Büchner und seinem Buch "Stoff und Kraft", 1855, das innerhalb von 50 Jahren allein in deutscher Sprache 50 Auflagen erlebte.
b. Der Sozialdarwinismus - ausgehend von um 1860 vorherrschenden Rassentheorien und den Schriften Darwins über die Abstammung der Lebewesen und des Menschen.
Beide Lehren finden in Europa und anderswo grosse Beachtung, besonders unter den Studenten und den dann daraus hervorgehenden Ärzten, Naturwissenschaftlern und Juristen. Diese geistigen Strömungen sind in Deutschland besonders stark. -
Die Lehren der christlichen Kirchen, z.B. die mosaischen 10 Gebote, darunter das Gebot der Nächstenliebe und das Verbot andere Menschen zu töten, werden bei ihren Anhängern nicht immer mit letzter Konsequenz beachtet. Es macht sich eine Abstumpfung breit. Im Human- und im tiermedizinischen Bereich kommt es zu vielen Misshandlungen, besonders in Zusammenhang mit angeblichen Forschungen. - Bekannte deutsche Antisemiten der damaligen Zeit sind Adolf Stöcker (1835 - 1909), Hofprediger am Hofe Wilhelms II ("Deutschland über alles") und Heinrich von Treitschke (1834 - 1896), Historiker und Publizist ("Die Juden sind unser Unglück!"). Die Sozialdarwinismus hat seine bekanntesten Vertreter im englischen Sprachraum.
- In den 1920er Jahren treten in Deutschland die Anführer der NS-Partei in Erscheinung: ihre Reden sind hasserfüllt, aufwiegelnd, antisemitisch, etc. und man schreitet zu wenig energisch dagegen ein.*) Als sie einmal die staatliche Macht errungen haben, kommt es sofort zu den bekannten Übergriffen auf andersdenkende Menschen, zu Verbrechen gegen Menschen, gegen die Menschlichkeit und gegen andere Länder und Völker.
*) Es gilt zu beachten: das obgenannte Umfeld, bestehend aus Materialismus, Sozialdarwinismus, die inzwischen entstandene NS-Rassenlehre und weitverbreitete Charaktereigenschaften im deutschen Volk, z.B. Neid und Beeinflussbarkeit, etc. Näheres auf Anfrage. - Bemerkenswert ist: A. H. ist in jungen als Kunstmaler tätig. Auf seinen Bildern sieht man keine Menschen, nur grosse Häuserfronten von repräsentativen Gebäuden, grosse Plätze und Strassen. Der Betrachter bekommt den Eindruck von Leere und Verlassenheit. Nur die Bauwerke beschäftigen ihn und erwecken seine Aufmerksamkeit, nicht aber die Menschen, die hier leben und arbeiten. Es zeigen sich darin erste Anzeichen einer eigenartigen Wahrnehmung der Umwelt. Wenn man die Person mit dem Instrument der Psycho-Physiognomik genauer einschätzt, stellt man fest, dass massive seelische und geistige Abweichungen vorliegen, später, ab ca. 1930, auch massive körperliche Abweichungen. Das Denken und Handeln ist, seit ca. 1930 derart weit ausserhalb der Norm, dass diese Person für die übrigen Menschen zur Gefahr werden kann. Menschen mit derart abnormen Eigenschaften findet man im Alltag kaum, ausser z.B. in psychiatrischen Anstalten. Dort hätte dann eine entsprechende Behandlung einsetzen müssen. Die körperlichen Defizite hätte man wohl am ehesten behandeln können, die geistigen Defizite nur schwerlich.
5. Führungspersonen - kurze Anmerkung
- Die Betrachtung der NS-Führungspersonen mit den Mitteln der Huterschen Psycho-Physiognomik ergibt ein klares, unzweifelhaftes Ergebnis: Diese Personen dürfen niemals Macht und Einfluss erhalten. Ähnlich wie bei A. H. haben sich diese Personen im Verlauf der Zeit sehr ungünstig entwickelt. Oft haben schon in jungen Jahren Mängel bestanden, bei einzelnen Führungsperson sogar erhebliche Mängel, nebst A. H. auch bei J. G. Mit den Jahren kamen neue, schwere Mängel hinzu, bei allen NS-Führungspersonen.
- Für nähere Einzelheiten über einige NS-Führungspersonen und für kurze Erklärungen über die damaligen Verhältnisse siehe die in obiger Ziffer 3.2.2 genannten Schriften.
- Die Hutersche Psycho-Physiognomik erlaubt es, Menschen, die eine Gefahr für Frieden, Freiheit und Glück eines Volkes sind, zuverlässig zu erkennen. Nähere Einzelheiten findet man in den Schriften von Carl Huter und von Amandus Kupfer.
History
- Diese Seite wurde am 24. April 2018 erstellt und ist seither abrufbar.
- Sie wurde vom 26. April bis 1. Mai 2018 und am 4. September 2018 überarbeitet.
- Sie wurde am 8. Mai und am 9. Mai 2019 mit einem Bild von Otto Malig und mit vielen Informationen über die Gerichtsverfahren ergänzt.
- Die letzte Prüfung und Ergänzung erfolgte am 21. Mai 2019, vom 30. Dezember 2020 bis zum 2. Januar 2021, vom 26. bis 27. Januar 2021, vom 5. bis 17. März 2021, am 15. August 2021, am 27. und 28. November 2022, vom 2. bis 5. Dezember 2022, am 19. August 2023 sowie vom 19. bis 24. August 2025.
Alle Rechte vorbehalten!

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