10D. Kalliosophische Lehre - Zitate
1. Empfindungsenergie und Weiterleben
Irma Fleischhacker: Carl Huter und seine Wissenschaft, Leipzig, 1910. I. Teil: Carl Huters Lebensphilosophie, Ziffer 7: Das Gottheits- und Glückseligkeitsprinzip.
Fettdruck durch die Carl-Huter-Stiftung.
Zitat Anfang:
- Auf diese von Huter entdeckte Empfindungsenergie und Lebenskraft Helioda baute er seine neue Psychologie der Naturformen auf, die er Psycho-Physiognomik nennt.
- Nach Huter können diese geistigen Energien nicht verloren gehen; sie waren ewig und werden ewig bleiben.
- Bei Verfall des Lebewesens, beim Tod, fluten diese geistigen Energien in die Atome zurück und lösen die Individualität auf, wenn diese nicht den energischen Lebenswillen hat, als Lebensindividualität weiter zu leben.
- Nur in den Lebewesen, in denen eine ungeheure konzentrierte Lebensenergie noch bleibt, bleibt diese Energie nach dem Verfall des physischen Körpers als astrale Individualität lebendig und unvergänglich.
- Nach Huter gibt es somit bedingungsweise ein individuelles Fortleben nach dem Tode; da aber Böses sich selbst verzehrt und zerstreut, stirbt auch alles Böse in der weiteren Fortentwickelung ab und es entwickelt sich ein reineres, heiliges Wesen. (1)
- Da aber, wo das Böse als schwere Belastung mitgenommen wurde und auch keine innere Selbsterlösung von diesem Bösen nach gewissen gesetzmässigen Zeitabschnitten stattgefunden hat, muss solche Individualität der Selbstverzehrung und Auflösung anheimfallen.
- Dieser geistige Tod ist nach Huter der furchtbarste Fluch des Bösen, den es gibt, weil das Individuum seine ewige Selbstvernichtung fühlt und ihm entgegensieht. Es gibt daher, nach Huter, keine ewig dauernden bösen Wesen, also*) auch keine Teufel und keine Hölle.
*) Originaler Text: "als" - Nur die Tugend, die Liebe und das gute Streben haben Ewigkeitswerte, individuelle Energiekräfte und Ewigkeitsdauer in sich.
- Dieses freudige Bewusstsein gibt auch dem erwachenden Geisteswesen dazu Erkenntnis in diesem und jenem Leben die innere Freudigkeit, das religiöse Bewusstsein und die Kraft zur Tugend; es gibt ihm den beharrlichen Mut zum Tragen alles Leidens und den beharrlichen Willen, fortlaufend schöpferisch Gutes hervorzubringen und an die Allliebe und Allgüte und an endliche Erlösung zum ewigen Glück zu glauben.
- Daher lehrt Huter auch geistige Entwickelungsstufen, einfache Geistwesen, Engelwesen und Gottwesen.
- Er sieht nun in weiterer endlicher Entwickelung einmal*) für jedes solcher aufstrebenden Lebewesen die Erreichung einer göttlichen Lebensstufe, voller Weisheit, Liebe, Glück, Schönheit, Macht und Stärke in sich selbst, um ewig zu leben und das All mit Liebe zu befruchten und zu durchstrahlen.
*) Originaler Text: "ein Mal" - In diesem Reiche der Götter der Glückseligkeit, Schönheit und ewiger Vollendung sieht er eine grosse obwaltende zentrale Weltmacht, die Zentralgottheit als geistige Sonne des Alls, um die sich alles geistige Leben sammelt. Hier ist alle Güte, Liebe, Kraft und Heiligkeit konzentriert. Von hier aus wird das ganze Weltall durchflutet wie von einem heiligen Odem, durch den alles noch besonders belebt, beseelt und befruchtet wird.
- Aber diese reine Gottheit fasst er als weiblich, als Blume, als Krone alles geistigen Lebens auf, die Wurzeln des Geistigen liegen nach ihm in allen materiellen Kleinstteilchen der Welt.
- Zwischen beiden,
a) den unendlichen Vielheiten der materiellen Welt des gesamten Universums,
b) der individuellen höchsten Einheit geistiger Entwickelung als Spitze alles Seins,
denkt er sich das gewaltige Allgottwesen als Träger und Stamm aller Dinge und Geschehnisse der Welt - die Vorsehung - sie ist Einheit und Allheit zugleich und der Vater alles Guten und aller Weltordnung. Er trägt einen ausgesprochenen männlichen Charakter und daher auch alles ewigen Lebens, - er ist der Schöpfer der höchsten zentralen Gottheit und alles Glückes und aller Liebe und Schönheit im Himmel und auf Erden und in allen Weltenregionen. - Die Gottheit wächst immer mächtiger, liebevoller, stärker werdend und erlöst das All in Äonen, Zeitläufen und Ewigkeiten zur vollendeten Glückseligkeit. Das ist nach Carl Huter der letzte Zustand der Welt.
- Das ist seine Gottheits-, seine Unsterblichkeits-, seine Schöpfungs- und seine Entwickelungslehre.
- Sie hat ihm die volle Befriedigung gebracht, die er in keiner Wissenschaft, in keiner Philosophie und in keiner Religion gefunden hat.
- Sie söhnt die reine Religion mit der wahren Wissenschaft aus, denn sie vereint den Schöpfungs- und den Entwickelungsgedanken in völlig befriedigender Weise.
- Er nennt diese Tugend-, Selbsterlösungs-, Schönheits- und Gottheits-Lehre Kallisophie*) und er glaubt an sie als die alles besiegende und alles überwindende Weltreligion der Zukunftsmenschheit.
*) Die grundlegenden inneren und äusseren Offenbarungslehren der neuen Weltreligion von Carl Huter werden in einem Werke erscheinen im Arminius-Verlag Leipzig, 1911.
Anmerkung: Diese Ankündigung der Autorin ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Es ist nicht auszuschliessen, dass das Werk damals als Manuskript vorlag. In den über 100 Jahren, die seit Huters Tod vergangen sind, sind nur wenige seiner Manuskripte aufgefunden und veröffentlicht worden. Viele fanden in dieser Religion und Welt- und Lebensanschauung von Carl Huter ebenfalls ihr ganzes Sehnen und Streben erfüllt und wurden mit vollster Überzeugung Anhänger der Huterschen Psycho-Physiognomik und Kallisophie.
Zitat Ende.
(1) Dies erinnert an "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen!" in Johann Wolfgang von Goethe: Faust II, Vers 11936f. / Engel
2. Wende- und Mittelpunkte des Lebens
Aus den Notizen eines Huter-Freundes, der seit ca. 1903 bis 1912 mit Huter in Verbindung stand.
Gliederung und Fettdruck durch die Carl-Huter-Stiftung.
Zitat Anfang:
- Der Tod eines Individuums ist daher nicht sein Ende, sondern sein jedesmaliger Wende- oder Mittelpunkt des Lebenskreises, das ihn in gleicher Entfernung jenseits die höhere Lebensgrenze des Fortlebens seines besten Teiles erblicken lässt, wie diesseits die niedere Auflösungsgrenze seiner niederen Stofflebensmittel, irdische Leibeshülle und Erinnerungen.
- Wie die Raumpole die Vereinigung der Energie zum Lebensindividuum schaffen, so bringt die Zeit die Spaltung der vereinigten Raumenergiekruste durch den Tod soweit zustande, als auf der einen Seite eine Rückentwicklung der zwecklosen Teile des Individuums eintritt, auf der anderen Seite eine Fortentwicklung der zweckmässigen Teile des Individuums vor sich geht. So meine Lehre. (1)
... - Jegliches Leben hat den Zweck, mit seinen besseren Lebenselementen durch den Tod zu höheren Daseinsformen überzugehen; Lebenszweck ist: Entwicklung.
- Jegliches Individuum höherer oder niederer Art, also auch der Urstoff, hat den Zweck, nicht nur höheren Lebensformen als Baumaterial, als Nahrungs- und Lebensmittel zu dienen, sondern auch durch die Umwandlung sich im höheren Individuum höher bewusst zu werden und höher wirkungsvoll zu gestalten und schliesslich sich des unbewussten Wollens klar zu werden, wohin alles drängt und treibt, nämlich zur ewigen endlosen Fortentwicklung der immer werdenden, aber nie vollendeten göttlichen Individualität, oder der Einheit aller Dinge in höchster Lebensform.
- Die Gottheit ist also das Ziel alles Werdens, das scheinbare, aber niemals abgeschlossene Ende des Lebens, weil es ein ewiges Fortschreiten zu höherem, unendlichem Glücke gibt.
Zitat Ende.
(1) Weitere Ausführungen über "Raumpole" findet man in den Huter-Schriften und in den Schriften von Amandus Kupfer. - Das Wort "Raumenergiekruste" ist bemerkenswert. Man fühlt sich an die Einsteinsche Relativitätstheorie erinnert. Huter hat den Begriff "Raumenergiekruste" in seinen gedruckten Schriften mit hoher Wahrscheinlichkeit nirgends verwendet, auch nicht ähnliche Begriffe. Wie kommt es dazu, dass der Begriff in einer Schrift eines Schülers, eines Nichtphysikers, erscheint?
3. Kalliosophie, Kallisophie
3.1 Wortwahl
Huter schuf das Wort "Kallisophie" im Jahre 1883 in Dresden.
Das Wort "Kallisophie" ist eine Zusammensetzung aus den griechischen Wörtern für Schönheit (kalos) und Wissenschaft (sophie). Carl Huter hat in der Zeitschrift "Hochwart", Heft 4, Januar 1901 die Wortwahl erläutert.
Ein ähnlicher Streit entstand in Karlsruhe vorigen Frühling über das Wort "Kallisophie", ob mit einem "l" oder zwei l "(ll)" besser sei. Dieser Streit ist freilich weniger leicht zu entscheiden, beides ist richtig und Geschmacksache. Wir wählten aber absichtlich zwei l (ll), weil wir die Ideenassoziation mit "Kali", einem vielgenannten chemischen Handelsartikel, streng vermeiden wollten. Wir wählten auch darum nicht Kalisophie, wie es als richtiger behauptet wurde, weil "Kali" weich klingt und doch das männlich Schöne bezeichnet, dabei tiefere Verehrung abzwingt zum Pathetischen führt und von da zur eventuellen religiösen Erstarrung und Naturabweichung, wie wir es ja auch im Katholizismus wahrnehmen. "Kallisophie", unsere Wahl des Wortes, birgt mehr Leben, Thatenfrische, Natürlichkeit, hat mehr Wohlklang, trägt auch mit dem Weiblichen Rechnung und bleibt bei Kunst, Natur und bei schöner gesunder Menschlichkeit, was gerade die Kallisophie nach unserer Bestimmung soll: sie soll die irdische Schönheits- oder Himmelswissenschaft von Leben sein und nicht entarten, wie die meisten Religionen im Unmenschlichen, Nurgöttlichen und daher Menschfeindlichen, wahres religiöses Glück Tödtenden. Nein, die Kallisophie ist unsere Richtung von der Erkenntnis der heiligsten Dinge, die stets das Natürliche, Lieblich Lebenswarme, Schöne, in Natur, Mensch und Gottheit suchen, pflegen und bewahren will.
*) Das heisst so viel wie sprachwissenschaftlich.
Im quasi-autobiografischen Werk, Freunde der Huterschen Wissenschaft: Aus eigener Kraft, 1911, wird stattdessen mehrfach der Begriff "Kalliosophie" verwendet.
Um 1910 verwendet Huter einzelne wenige Mal die Bezeichnung "Kalliosophie", siehe Freunde der Huterschen Wissenschaft: Aus eigener Kraft, 1911, Teil VI und Teil IX. Meist gilt die letzte Bezeichnung als die endgültige Bezeichnung.
3.2 Was ist unter Kalliosophie zu verstehen? - Teil 1
Irma Fleischhacker umschreibt den Begriff wie folgt, siehe die in Ziffer 1 genannte Schrift:
"Er nennt diese Tugend-, Selbsterlösungs-, Schönheits- und Gottheits-Lehre Kallisophie und er glaubt an sie als die alles besiegende und alles überwindende Weltreligion der Zukunftsmenschheit."
Daraus lässt sich entnehmen:
- Die Kalliosophie ist die von Carl Huter ausgearbeitete Lehre über die Gottheit, die Untersterblichkeit, die Schöpfung und die Evolution des Lebens (1)
- Die Kalliosophie ist eine Tugend-, Selbsterlösungs-, Schönheits- und Gotteslehre.
- Die Kalliosophie söhnt die reine Religion mit der Wissenschaft aus. Sie vereint den Schöpfungs- und den Entwicklungsgedanken in völlig befriedigender Weise. (2), (3)
(1) Erläuterungen dieser Briefe befinden sich in der in Ziffer 1 genannten Broschüre und in den sonstigen Huterschen Schriften.
(2) Die vorgenannten Erkenntnisse und Überzeugungen beruhen auf den Huterschen Lehren über den Äther, das Empfindungs-vermögen, die Entstehung und Entwicklung der materiellen Welt, die Entstehung und Entwicklung des Lebens, etc. Gemäss diesen Lehren ist die Welt, das Leben, der Mensch, etc. sowohl durch Schöpfung und Entwicklung entstanden, ohne dass ein Gott oder ein Geist dem Menschen eine Seele eingehaucht hat, etc. In der Hutersche Lehre über Welt und Mensch gibt es keine offenen Bruchstellen und keine unerklärbaren Übergänge, z.B. zwischen anorganischer und organischer Welt, zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt, zwischen materieller und geistiger Welt.
(3) Huter hat sich oft über die Kalliosophie geäussert, aber die wiederholt angekündigten Schriften sind nicht erschienen. Die Nachwelt muss sich mit den wenigen Erläuterungen begnügen. Bestimmt werden spätere Anhänger der Huterschen Lehren noch bessere Erklärungen über die Kalliosophie geben und erläutern, wie die Kalliosophie in der Praxis ausgeübt wird.
Carl Huter schlägt vor, die kallisophische Religion durch die Familie zu charakterisieren: Mann, Frau und ein Kind oder drei Kinder, siehe Rubrik 9G. Religion , Ziffer 4.
3.3 Was ist unter Kalliosophie zu verstehen? - Teil 2
Carl Huter: Grundlegende Entdeckungen für die wissenschaftliche Psycho-Physiognomik und ethische Schönheitsreligion, 1910.
Mein Kampf um die neue Weltanschauung
Carl Huter umschreibt diesen Begriff in der obgenannten Broschüre in folgender Weise:
Zitat Anfang:
Das Lebensideal, das ich auf die psychophysiognomische Wissenschaft aufgebaut habe, ist das Ideal der ethischen Schönheit.
Ich will die Harmonie des einzelnen Menschen mit sich selbst und der Welt, die Harmonie der Menschen untereinander in Ehe, Beruf, Familie, Gesellschaft, Staat und Weltpolitik.
Ich will das Streben nach einem gemeinsamen Ziel anbahnen, das durch die Vergöttlichung der menschlichen Natur in vollendeter körperlicher und geistiger Schönheit erreicht werden kann.
Ich nenne diese Neukulturlehre Kallisophie.
Sie umfasst:
1. Welterkenntnis,
2. Lebenserkenntnis,
3. Geisteserkenntnis,
4. Formenerkenntnis,
5. Menschenkenntnis,
6. Erkenntnis der letzten Weltenergie,
7. Geschlechtserkenntnis,
8. Charaktererkenntnis,
9. Persönlichkeitskultur, Gesundheitspflege und Heilkunde,
10. Gesellschaftskultur und neue Ethik,
11. Ideallehre, Kunst und Religion,
12. Idealkultur, neue Rechts- und Staatslehre.
Die neue Ethik, die aus der neuen Naturwissenschaft Psycho-Physiognomik gewonnen wurde, lehrt: Da alles, was ist, durch Liebe entstanden ist und da eine Vervollkommnung des Lebens nur durch Liebe möglich ist, so gibt es auch keine Geistes- und Erkenntniskraft, kein Studium und keine Wahrheitserkenntnis ohne Liebe.
Zitat Ende.
Danach erläutert Huter diese 12 Fachgebiete.
Diese Umschreibung unterscheidet sich von der Umschreibung in der Broschüre von Irma Fleischhacker, siehe obige Ziffer 3.2. Aber in beiden Fällen sind darunter Lehren zu verstehen, die von Carl Huter ausgearbeitet worden sind.
Zitat aus Carl Huter: Leitfaden zu meinem System der Psycho-Physiognomik, 1909
Auch der Gothaer Geologe Carl von Hoff hat in seinem Werke "Die natürlichen Grundlagen der Erdgeschichte" 1822 der Entwicklungslehre die Bahn geebnet.
Den materialistischen Ausbau hat Häckel besorgt, den idealistischen und ethischen habe ich in meinem Werke "Menschenkenntnis" 1904-1906 vollzogen.
Diese Schöpfungsentwicklungslehre wird den Sieg davontragen.
Sie wird die Grundlage der Weltreligion der Zukunft werden.
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Diese Seite wurde am 19. November 2019 erstellt. Sie wird regelmässig geprüft und überarbeitet, letztmals am 20. November 2019, vom 22. bis 24. Juli 2022, am 7. August 2022, am 29. August 2022, am 10. September 2022 und am 15. September 2022.
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